Am Lessing-Gymnasium gab es den ersten Zukunftstag. Bei dem lernten die Elft- und Zwölftklässler, was in der Schule nicht dran ist.
Vor ein paar Jahren ging das Zitat einer Schülerin aus Köln viral. Die sagte, dass sie mit 17 Jahren keine Ahnung von Steuer, Miete und Versicherung hat, aber eine Gedichtsanalyse in vier Sprachen schreiben kann. Die Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung (IWJB) will mit ihrem Projekt „Zukunftstag“ die Allgemeinbildung der Schüler verbessern.
Das Lessing-Gymnasium hatte sich für Dienstag die Veranstaltung ins Haus geholt. Einen Tag lang lernten die Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Klassen etwas über Wohnen, Finanzen, Steuern und Krankenkasse.
Als zur Eröffnung die Frage gestellt wurde, ob sich die Schüler mit Finanzen auskennen, hätten bei der Abstimmung nur wenige Daumen nach oben gezeigt. Aber viele nach unten, erzählte Schulleiter Michael Höhme. „Das ist das Manko des Bildungssystems, dass Alltagsdinge kaum eine Rolle spielen.“ Deshalb habe Beratungslehrer Heiko Weise den „Zukunftstag“ ans Gymnasium geholt. „Die Eltern sind zwar auch in der Pflicht, aber als Schule kann man sich da etwas Mühe geben.“
Die Organisatoren vom IWJB hatten für den Zukunftstag vor Ort Referenten gesucht. So sprach Johannes Herzog von der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt darüber, worauf es beim Mieten der ersten Wohnung ankommt. „Worauf muss man beim Mietvertrag achten, wie setzt sich die Miete zusammen? Viele Schüler haben sich mit dem Thema Wohnen noch nie auseinandergesetzt“, sagte Herzog. Oliver Rühle von der AOK war zum ersten Mal bei so einer Veranstaltung. „Ich finde es gut, dass die Schüler wichtige Dinge aufgezeigt bekommen. Die Krankenkasse begleitet sie das ganze Leben.“
„Ich finde den Zukunftstag ganz gut, weil man sonst wenig über diese Themen erfährt“, meinte Leonard Künniger aus der 12. Klasse. Auch die 20-jährige Martha Bellm hatte als Schülerin nicht viel über das wahre Leben erfahren. Heute organisiert die Studentin in ihrem Praktikum die Zukunftstage für das IWJB. „In der Oberstufe dachte ich, es wäre doch schön, über solche Alltagsdinge etwas zu wissen. Heute möchte ich, dass andere Schüler besser vorbereitet sind als ich.“
Döbelner Anzeiger
Jens Hoyer
06.09.2023