28.10. Erlesene Kost beim Poetry Slam

Unter dem Motto „20 Jahre Schule ohne Rassismus Schule mit Courage“ lasen Schülerinnen und Schüler des LGD selbstgeschriebene Texte.

Ein Poetry-Slam-Abend, organisiert von der Projektgruppe „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ gehört mittlerweile zum Schuljahr fast schon dazu. In diesem Jahr verband sich der Poetry Slam mit dem 20-jährigen Jubiläum der Courage-Gruppe. Seit 2003 trägt das LGD den Titel, der auch eine Art Selbstverpflichtung ist.

Es kamen bemerkenswerte Texte zum Vortrag, die in ihrer inhaltlichen Dichte und sprachlichen Geschliffenheit überzeugten. Selten wird es in der Aula so emotional und so persönlich. Loben kann man sowohl die Poetry-Slammerinnen und als auch die Organisatoren des gelungenen Abends. Emilia Loschinski, die als Chefin der Courage-Gruppe den organisatorischen „Hut“ aufhatte, fiel am Ende des Abends ein Stein vom Herzen. Sowohl Festveranstaltung als auch Poetry Slam waren gut besucht. Die Gäste der Veranstaltung fanden Gefallen an der jugendlich-frischen Art der Vorträge und an dem kurzweiligen Wechsel von Musik und gelesenem Wort.

Was ist mir besonders in Erinnerung geblieben? Natürlich die locker flockigen Moderationen von Melina Riedel und Julia Feldmann. Locker und flockig wirkten die übrigens, weil sie gut vorbereitet waren. Mirjam Creutz eröffnete den Abend mit einem doppelbödigen Text, den sie „Warum ich? Ich hab‘ das nicht verdient“ nannte. Er beschäftigte sich mit vermeintlichen Schicksalsschlägen und unserer Neigung zu jammern. Dabei, hier landet der Text, ist unsere Situation doch in jeder Hinsicht privilegiert. Clara Freudenberg bespiegelte in ihren Slam „Meine Liebe“ das manchmal schwierige Wechselverhältnis zwischen Geben und Nehmen. Gerade wenn es um die Liebe geht, ist das oft ein schwieriger Balanceakt.

Sara Aljasem war schon im letzten Schuljahr mit einem Slam aufgetreten. In diesem Jahr hatte sie einen Text geschrieben, der auf ihre persönliche Lebenssituation einging. In Syrien geboren, kam sie als Kind nach Deutschland, erlebte hier viel Zuspruch, den sie wertschätzt, aber eben auch Intoleranz und Ablehnung. Saras Text machte betroffen. Aber wir wissen auch: Die Lösung von Problemen beginnt damit, dass man sie anspricht.

Eigens für den Poetry-Slam-Abend hatte sich eine Band formiert. Die Frontfrau von „Melodic Mayhem“, Amy Wittenberg, sang mit beeindruckender Stimme, am Klavier überzeugte Oberstufenberater Jan Murawski, Till Niemann spielte -cool mit Sonnenbrille- E-Gitarre, Ben Zschiesche stand mit dem Saxophon auf der Bühne und Elise Knoch war die Schlagzeugerin des Abends. Mit „People helf people“ von Birdy „Just the two of us“ von Grover Washington, Jr. und “Stop this flame” von Celeste setzte „Melodic Mayhem“ musikalische Highlights und begeisterte das Publikum.

Die Band „Melodic Mayhem“ sorgte für die musikalischen Höhepunkte des Abends.

Das war zahlreich erschienen. Ungefähr 120 Besucher wollten sich den Poetry-Slam nicht entgehen lassen. Darunter waren Mitschüler der Slammerinnen, Eltern, Großeltern, Lehrerinnen und Lehrer, Mitglieder des Fördervereins. Auch Oberbürgermeister Sven Liebhauser sah sich die jungen Poeten mal aus der Nähe an und zeigte sich von der Reflexionstiefe einiger Texte beeindruckt.

Zum Beispiel von einem erfrischenden Slam, den Klara Lorenz mitgebracht hatte. Er nahm das altbackene Frauenbild einiger Zeitgenossen aufs Korn. Danach ein schneller Themenwechsel: Lena Wolf appellierte an das Publikum, dass wir das Schicksal Anna Frank nicht vergessen dürfen. Eine für sie offene Frage war, wie es gelingen kann, dass Erinnerungskultur nicht im Formalen erstarrt.

Auch Emilia Loschinski steuerte einen Slam bei. Sie erklärte dem staunenden Publikum, wie man Kekse essend die Welt verbessern kann. Immer dann, wenn ein Poetry-Slam-Abend zum Wechselbad der Gefühle wird, ist er gelungen. Gerade noch mit Emilia geschmunzelt, wurde man im Slam von Kelly-Salomé Haustein mit dem Alleinsein, der Einsamkeit konfrontiert. In der Aula wurde es still.

Geballte Frauenpower - die Slammerinnen des Abends bekamen für ihren Auftritt viel Applaus und ein kleines Geschenk.

Die zwölfjährige Lejali Babic aus Bosnien hatte einen Text darüber geschrieben, was für sie Heimat ist und Klaudia Szczesniak erklärte, warum sie stolz ist, Polin zu sein, und was für Vor- und Nachteile es hat, wenn man seine Heimat verlässt und in einem neuen Land Wurzeln schlägt.

Matthias Brauneis, der neue Pate unserer Courage-Gruppe, beteiligte sich mit einem eigenen Slam.

Nach Klaudia betrat der neue Pate unserer Courage-Gruppe, Matthias Brauneis, die Bühne. Er hatte es sich nicht nehmen und eigens für den Poetry-Slam-Abend am LGD einen eigenen Slam geschrieben. Es war der erste seines Lebens. Das Publikum fand den Text über die magische Wirkung von Worten gut und applaudierte.

Merle Hoffmann machte in ihrem Text den Klimawandel zum Thema. Julia Feldmann präsentierte einen längen Slam. Unter der Überschrift „Einfach und doch so kompliziert“ versammelte sie zahlreiche Widersprüche ihres, unseres Lebens. Der Slam war ein Feuerwerk guter Gedanken, sprachlich geschickt arrangiert zu einem Text, der außergewöhnlich genannt werden kann. All jene, die der Jugend von heute Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit vorwerfen, mussten nach diesem Vortrag einsehen, wie falsch sie damit liegen.

Jasmin Troska, die letzte Slammerin des Abends, las ihren Text „Alles steht Kopf“ und gewährte uns einen kostbaren Blick in die Gedankenwelt eines Teenagers, in die manchmal sehr chaotische Gefühlswelt einer Heranwachsenden. Selbstzweifel und euphorische Glückzustände unmittelbar nebeneinander – das Leben ist schön, das Leben ist schrecklich.

Schule läuft meist nach klaren Regeln, Lehrer und Schüler agieren in Rollen. Die Lehrer lehren, die Schüler lernen. Manchmal begegnet man sich auch ohne Maske, ganz persönlich, ganz nah. Diese Momente sind selten. Der Poetry-Abend war ein solcher. Die, die nicht dabei waren, haben was verpasst.

M. Höhme

Höhepunkte im Schuljahr (Auswahl):

  • Begegnungswoche Klasse 5
  • Goldenes (50) und Diamantenes (60) Abitur
  • Poetry Slam
  • Weihnachtskonzerte der Chöre und der Band
  • Winterlager für die Klassen 6
  • Schnupperstunden für die 4. Klassen
  • Hallenfußballturnier
  • Tag der offenen Tür
  • Wissenschaftsabend der 10. Klassen
  • Ballathon
  • Lauf mit Herz
  • Sommerkonzerte der Chöre und der Band
  • Theateraufführungen
  • Schüleraustausch mit Frankreich und der Tschechischen Republik
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