27.06. Worte, die begeistern
Schülerinnen des LGD überzeugten mit ihren Poetry Slams beim 3mal10-Wettbewerb
Im Rahmen des 18. Deutschen Jugend- und Kinderhilfetag (DJHT) in Leipzig fand in diesem Jahr der 3mal10-Wettbewerb statt. Der DJHT ist der größte Fachkongress der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Bei diesem waren junge Künstlerinnen aus ganz Sachsen angehalten Kurzfilme, eigene Songs oder Texte zum Thema „WIR sind EURE Zukunft“ einzureichen. Alle Einsendungen begutachtete eine Fachjury und die jeweils zehn besten Songs, Texte oder Filme suchte man aus, um sie zu veröffentlichen. Die Texte wurden nicht im Internet publiziert, sondern in einer Broschüre. Die Broschüre wurde anschließend im Mai beim DJHT ausgelegt und verteilt.
Für das LGD nahmen Miriam Creutz mit „Warum ich?“, Amelie Karsunke mit „Welten“ und Mia Weinberg mit „Die Mauern zwischen uns“ am Wettbewerb teil. Die Texte von Mia und Miriam schafften es unter die besten zehn. Amelies Arbeit wurde nicht prämiert. Da die Jury ihren Text allerdings sehr schön fand, wurde entschieden, diesen ebenfalls in der Broschüre zu drucken.
Wir gratulieren den Schülerinnen zu ihrem Erfolg und hoffen, dass wir von ihnen noch weitere poetische Leckerbissen hören und lesen werden. Falls Sie sich selber ein Bild machen wollen, können Sie die eingereichten Texte im folgenden Lesen.
Emilia Loschinski
Interesse geweckt?
Lesen Sie die Texte unserer Wettbewerbsteilnehmerinnen:
Miriam Creutz – Warum ich?
Warum ich?
Denke ich während ich meine Hausaufgaben vorstelle.
Warum ich?
Frage ich, während Oma mich ins Krankenhaus fährt.
Warum ich?
Frage ich während ich den Tisch abwischen.
Das ist doch total unfair.
Ich beschwere mich über Hausaufgaben, heilbare Krankheiten, dass irgendjemand schon wieder meine
Schokolade gegessen hat, Putz Aufgaben, Kümmel im Essen und Rechtschreibfehler auf Werbeplakaten.
Ich bin sauer, wenn mein Bus nicht fährt und finde viel zu süße Marmelade eklig.
Und so gibt es noch einige Sachen über die ich mich aufregen könnte. Es ist doch auch unfair, immer ich!
Warum? Warum ich?!
Das hab ich nicht verdient, denke ich
und mache die Nachrichten aus.
Ich habe genug zu essen und auch den Appetit,
Trinkwasser das sogar für den Rasen reicht,
ein Dach über dem Kopf und werde nicht gemobbt,
bin gesund und wenn nicht, bin ich medizinisch versorgt.
Ich weiß, es ist ein Geschenk, wird viel zu oft mit keiner Beachtung beschenkt: bin nicht eingeschränkt
durch eine Behinderung,
bekomme Bildung, manchmal so viel davon, dass ich sie über hab, bin erstaunlich gut darin.
Kann jede Sexualität frei leben,
habe Menschen die mir sagen, wie gern sie mich haben,
habe ein Recht, was mich verteidigt, wenn ich´s nicht bin.
Ich muss nicht arbeiten, Waffen halten und habe dazu noch eine halbwegs normale Familie.
Und mein Haus ist nicht überschwemmt und mein Garten nicht abgebrannt.
Ich bin frei, nicht frei von euren Gedanken und Vorurteilen
und dem gesellschaftlichen Druck, dass ich auch mal was werden muss.
Aber ich bin frei in meinen Gedanken und der Liebe, nach der ich mich sehne.
Warum ich? Frage ich. Womit habe ich das verdient?
Ich bin noch nie vor etwas geflohen,
bin für meinen Zustand nicht verantwortlich.
Und habe nix dafür getan, dass ich so geboren, geliebt und gesegnet bin.
Also: Warum geht es mir so gut? Warum?
Warum ich? Ich hab das nicht verdient!
Mia Weinberg – Die Mauern zwischen uns
Mauern sind dafür geschaffen worden, Menschen voneinander zu trennen. So werden
Menschen zu Staatsangehörigen und Familien zu Grundstücksbesitzern. Aber was ist
eigentlich mit den Mauern, die niemand sieht? Die Mauern, die Menschen daran hindern,
miteinander zu sprechen?
Jeder Mensch umgibt sich mit seinen eigenen Mauern, aus reinem Selbstschutz. Logisch,
niemand möchte ungerecht oder furchtbar schlecht behandelt werden. Bei jedem Menschen
sehen diese Mauern anders aus, je nach dem, was dieser Mensch schon für Erfahrungen
machen musste. Sie können sehr dünn oder sehr dick sein, recht niedrig oder wahnsinnig
hoch. Manche dieser Mauern sind so dünn, so porös, dass sie durch einen kleinen
Windhauch in sich zusammenfallen. Andere Mauern erscheinen jedoch so hoch, so dick, so
stabil, dass es so wirkt, als könne nichts und niemand diese Mauer durchbrechen.
Diese Mauern sind wichtig, und trotzdem sind sie im Weg. Sie hindern Menschen daran, mit
anderen Menschen zu sprechen, und das ist oft ein großes Problem.
Solche Mauern stehen zwischen Eltern und Kindern, wegen Eltern, die ihren Kindern lieber
die schwere Krankheit verschweigen, um sie zu schützen. Sie stehen aber auch zwischen
Kindern und Eltern, wegen Kindern, die sich nicht trauen, mit ihren Eltern offen zu sprechen,
weil sie überreagieren. Oder gar nicht erst zuhören.
Solche Mauern stehen zwischen zwei Freunden, die mehr füreinander empfinden, aber sich
nicht trauen, dies anzusprechen. Aus Angst, dass es die Freundschaft zerstören könnte. Diese
Mauern stehen auch zwischen zwei Freunden, die sich auseinandergelebt haben, und keiner
von beiden traut sich, den Schritt in Richtung Rettung der Freundschaft zu gehen. Oder den
Schritt in Richtung Akzeptanz, dass es vorbei ist.
Solche Mauern stehen zwischen Menschen mit verschiedenen Hautfarben oder
verschiedenen Kulturen. Beide Seiten voll beladen mit Vorurteilen.
Was können wir nun aber gegen unsere Mauern tun?
Mutig müssen wir sein. Wir müssen den Mut finden, unsere eigene Mauer zu durchbrechen,
um wieder frei mit den Menschen reden zu können.
Sei mutig! Sag deiner besten Freundin, wie sehr du sie magst, vielleicht erwidert sie deine
Gefühle? Und wenn nicht, dann hast du immerhin die Gewissheit. Vielleicht bereust du Jahre
später, sie nie gefragt zu haben?
Sei mutig und sprich die Probleme an, die deine Freundschaft dir bereitet. Wenn es euch
beide nur belastet, kann es doch nur besser werden, oder nicht?
Sei mutig und lass deine Vorurteile hinter dir! Vielleicht will der dunkelhäutige Junge, der
immer so furchtbar böse schaut, auch nur einen Freund finden, der mit ihm Fußball spielt?
Eltern, seid mutig und sagt uns, wenn irgendetwas Größeres passiert ist oder ihr eine
schlimme Krankheit habt. Es ist wirklich doof, wenn wir immer die letzten sind, die etwas
Wichtiges erfahren. Und bitte, hört uns zu, wenn wir mit euch reden wollen und reagiert
nicht über. Nicht alles, was wir so anstellen, zieht einen Weltuntergang nach sich.
Die Wahrheit ist am Ende immer besser, als eine Lüge, auch wenn die Lüge erst einmal
gemütlicher scheint. Wir müssen offener miteinander umgehen und nicht immer versuchen,
die anderen vor uns selbst zu schützen.
Seid Ehrlich zu einander
Amelie Karsunke – Welten
Es gibt viele Welten
Deine und meine
Große und kleine
Doch am Ende ist es doch nur eine
Wir machen uns Gedanken was richtig und was falsch ist
Was gut ist und was nicht
Kümmere ich mich um andere oder doch lieber um mich
Doch am Ende ist es immer das Gleiche
Es gibt eine Welt, die alles zusammenhält
Du gehst deinen Weg,
Gehst zur Schule oder zur Arbeit,
Suchst dir neue Freundschaften und hoffst das sie für ewig halten
Und überlegst ob es das Richtige ist
Die Antwort darauf ist nein, denn
Es gibt viele Welten
Deine und meine
Große und kleine
Doch am Ende ist es doch nur eine
Ich stehe morgens auf
Und will dafür Applaus
Denn ich habe es geschafft mein Bett hinter mir zu lassen
Egal wie warm und kuschelig es war
Nein, ich möchte lieber raus
Ich möchte in die Welt, die alles zusammenhält
Die Welt, die mir jeden Tag was Neues zeigt
Die mich das Leben lehrt
Und es mir auch manchmal erschwert, denn
Es gibt viele Welten
Deine und meine
Große und kleine
Doch am Ende ist es doch nur eine
In deiner Welt lieben sich alle
Keiner ist allein
Doch kann das wirklich so sein?
In meiner Welt gibt es Hass und Leid
Rassismus und Streit
Liebe und Begehren
Was will sie mir damit lehren?
Das es egal ist wer man ist
Oder was man macht?
Die Vorstellung klingt gut
Aber es bleibt eine Vorstellung, denn
Es gibt viele Welten
Deine und mein
Große und kleine
Doch am Ende ist es doch nur eine
Ich schau mich um und sehe Menschen, die in ihrer eigenen Welt leben
Die versuchen ihren Traumjob zubekommen oder einfach nur Aufmerksamkeit
Ich kann nicht sagen wer von ihnen glücklich ist
Keiner zeigt sich
Selbst hinter dem schönsten Lächeln kann Schmerz liegen
Und die größten Tränen können für Freude stehen
Ich weiß es nicht
Denn ich kenne sie nicht
Wie sollte ich sie auch kennen bei all den vielen Welten?
Manche lassen mich an ihrer dran teilhaben
Andere machen sofort dicht
Aber das stört mich nicht, denn
Es gibt viele Welten
Deine und meine
Große und kleine
Doch am eine ist es doch nur eine
Wir alle haben eine direkte Vorstellung vom unserer Welt
Eine Familie gründen und den perfekten Job finden
Oder ganz andere am besten sich gar nicht erst binden
Lieber erstmal leben
Es ist egal welchen Weg man einschlägt
Den der Liebe und der Freude
Oder dem des Kummers und der Trauer
Sie alle haben das selbe Schicksal, denn
Es gibt viele Welten
Deine und meine
Große und kleine
Doch am Ende ist es doch nur eine
Ich kann all die Menschen sehen
Die mit ihren Gedanken beschäftigt sind
Und mit ihren Ängsten kämpfen
Oder vor Freude förmlich platzen
Sie alle haben eine Gemeinsamkeit
Sie kenne die Welt, die alles zusammenhält
Egal wie sie die Welt wahrnehmen
Sie leben mit ihr, sie leben in ihr, denn
Es gibt viele Welten
Deine und meine
Große und kleine
Doch am Ende ist es doch nur eine
Was für andere die eine Welt bedeutet weiß ich nicht
Es kann ein Ort sein,
Ein Geruch
Oder vielleicht auch eine Person
Für mich bedeutet sie alle und zugleich gar nichts
Sie bedeutet das schönste Lachen und den größten Schmerz
Den größten Berg und das tiefste Wasser
Den engsten Freund und den größten Feind
Es gibt so viele Beschreibungen
In so vielen Sprachen
Oder Zeichen, denn
Es gibt viele Welten
Deine und meine
Große und kleine
Doch am Ende ist es doch nur eine
Ich freue mich auch den Tag
Wenn ich das größte Glück auf der Welt erlebe
Und die tiefste Enttäuschung erfahre
Auf den Tag wo ich neues Leben zum ersten Mal sehe
Aber auch auf den Tag, wenn ich es zum letzten Mal sehe
Dies alles sind Erfahrungen an denen wir wachsen
Erfahrungen die uns die Welt schenkt
Obgleich es auch viele Welten gibt
Es gibt deine und Es gibt meine
Es gibt Große und es gibt kleine
Es gibt sie alle und sie werden von der einen zusammengeführt
Die, die uns gehört