26.06. Tränenreicher Abschied an Körnerplatzschule

Schulsekretärin Andrea Rudolf geht in den Ruhestand. Vorher wollten ihr alle noch einmal Danke sagen.

Es ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen für Andrea Rudolf. Noch nicht von der Außenstelle des Döbelner Lessing-Gymnasiums für die fünften und sechsten Klassen in der Körnerplatzschule, dem sogenannten „Krümelgymnasium“. Dort ist sie noch bis 31. August beschäftigt. Aber schon von den Schülerinnen und Schülern, für die sie immer da war.
Empathisch, verständnisvoll und stets mit einem Spruch auf den Lippen. Oft mit einem flotten, wenn es nötig war, aber auch einem einfühlsamen.

Solch einen hatten die Schüler ihrer „Rudi“ ins Abschiedsbuch geschrieben. Und nicht erst, aber spätestens als Außenstellenleiterin Uta Richter nach einer Abschiedstour durch die Schule daraus zitierte, benötigte nicht nur Andrea Rudolf Tempotaschentücher: „Es war einmal ein kleiner Schmetterling, der suchte nach der liebsten und nettesten Person der Welt. Eines Tages entdeckte er eine Fahrradfahrerin namens Andrea Rudolf. Er setzte sich auf ihre Schulter und sagte: „Vielen Dank für alles, was Sie fürs LGD getan haben. Wir haben Sie lieb.“

In Diensten der Stadt ist die erste Döbelner Blumenkönigin bereits seit 1993. Zunächst als ABM-Kraft im Fremdenverkehrsbüro, später als Sekretärin im Bauamt und in der Schule Döbeln Ost, ehe sie 2012 an die Körnerplatzschule wechselte. „Und dann waren 13 Jahre ratzfatz weg“, sagt die Hobbyradfahrerin, die Gütekontrolleurin gelernt hatte, lachend. Dazu absolvierte sie später ein Abendstudium zur geprüften Management-Sekretärin und zudem eine Weiterbildung im Personal- und Rechnungswesen.

Und eigentlich hatte sich Uta Richter für ihre Abschiedsrede im Internet bedienen wollen. Doch letztendlich musste sie selbst ran. Denn weder Plattformen noch KI wären ihrer Kollegin gerecht geworden, mit der sie seit mittlerweile 13 Jahren zusammenarbeitet. Keine Pechzahl sagt die Außenstellenleiterin und erklärt, dass die Beschreibungen, die sie im Netz gefunden habe, nicht im Geringsten ausdrücken konnten, was Andrea Rudolf für eine Sekretärin für ihre Kolleginnen und Kollegen gewesen sei. Und so waren – ob Teile der aktuellen Lehrerschaft, ehemalige Kollegen oder Elternvertreter – alle gekommen, um sich zu verabschieden.

Fest habe Andrea Rudolf die organisatorischen Fäden in der Hand gehalten, unzählige Telefonate mit Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Handwerkern und Anwohnern geführt, Termine koordiniert und Briefe sowie Mails geschrieben. Dazu kamen das Bearbeiten von Rechnungen, das Eintragen von Daten in SaxSVS oder das Verwalten von Büromaterial. „Alles Aufgaben, die eine Sekretärin laut Duden, Wikipedia und KI zu erfüllen hat“, lobt Uta Richter und fügt an: „Aber du warst so viel mehr für uns als eine Person, die Korrespondenz abwickelt und technisch, organisatorische Aufgaben erledigt.“

Besonders in Erinnerung geblieben ist Andrea Rudolf ein Streich, den die Kinder vor etwa 13 Jahren ausgeheckt hatten. Eine Referendarin sei ganz aufgeregt zu ihr gekommen, weil kein Schüler in der Klasse saß. Überall wurde gesucht, bis doch eine Schülerin die Treppe herunterkam und meinte, die Klasse sei doch im Zimmer. Allerdings hatten sich alle versteckt. „Man hat niemanden gesehen, das war schon ein bissel krass“, so Andrea Rudolf.

Dennoch war „Rudi“ eine Sekretärin mit Herz, die für „ihre“ Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und die Schulleitung immer ein offenes Ohr hatte. Krankenschwester, Seelentrösterin oder Retterin in der Not, wenn wieder einmal Unterrichtsmaterialien oder Elternzettel vergessen wurden, verlorene Sachen unauffindbar waren oder Unterstützung bei der Essensabmeldung benötigt wurde. Kurz gesagt, einfach die gute Seele der Schule.

Andrea Rudolf war stets freundlich, gut gelaunt und erleichterte anderen so manch schwierigen Tag. Überall, wo es nötig war, packte sie mit an. Und das viel mehr als sie es gemusst hätte.

Und so wird Andrea Rudolf nicht nur Außenstellenleiterin Uta Richter fehlen, sondern allen, mit denen sie in den vergangenen 15 Jahren beruflich zu tun hatte und deren beste Wünsche sie in den wohlverdienten Ruhestand begleiten. „Blicke mit einem Lächeln zurück, komm uns von Zeit zu Zeit einmal besuchen. Wir würden uns freuen“, so Uta Richter.

Das kann aber zunächst schwierig werden, denn Andrea Rudolf und ihr Mann haben sich bereits viel vorgenommen. Vor allem lange Radtouren, die nächste erneut nach Rügen und zurück. „Eigentlich fahren wir ja mit Zelt, aber da ich jetzt in das Alter kommen, nehmen wir schon mal ein Pensionszimmer“, sagt die 64-Jährige. Außer Fahrrad fahren ständen auch Schwimmen, Wandern, der Garten oder die Mitwirkung am nächsten Heimatfestspiel im Kalender.

Dann natürlich in einer besonderen Rolle, wie sie erklärt. „In keiner braven Rolle, die passt nicht zu mir“, sagt sie lachend und fügt mit Blick auf ihr Arbeitsleben doch etwas wehmütiger an: „Ich hatte eine super Chefin, super Lehrer und ein super Team. Ich habe meinen Beruf sehr gern gemacht.“

Dirk Westphal
Döbelner Anzeiger
26.06.2025