12.06. Abi-Jahrgang in Döbeln geht mit Klamauk
77 Schüler haben am Lessing-Gymnasium das Abi geschafft. Unklar ist, ob die Personalnot im neuen Schuljahr größer wird.
Der Abiturjahrgang 2025 hat sich am Mittwoch mit viel Tamtam vom Döbelner Lessing-Gymnasium verabschiedet. Am Tag zuvor hatte es die letzten zusätzlichen mündlichen Prüfungen an der Schule gegeben, mit dem Schüler zum Teil ihren Notendurchschnitt „kosmetisch“ aufgebessert, zum Teil aber ihren Abschluss gerettet hatten. „Bei manchen war das Abi noch nicht in trockenen Tüchern“, sagte Schulleiter Michael Höhme.
Das Ergebnis des Abi-Jahrgangs ist ein mittelprächtiges. Einige Schüler seien unter ihren Möglichkeiten geblieben. Höhme hat eine bedenkenswerte Arbeitsweise bei manchen Schülern festgestellt. Manche verlassen sich zu sehr auf gängige KI-Programme. Die Notwendigkeit, sich den Stoff selbst zu erarbeiten, bleibe dann auf der Strecke. „Spätestens, wenn man in der Aula eingeschlossen ist und ein leeres Blatt vor sich liegen hat, ist das der Prüfstein. Es kann sein, dass uns dieses Problem auch in den nächsten Jahren beschäftigt.“
Von 83 Schülerinnen und Schülern haben 77 das Abitur geschafft. Die anderen gehen mit dem Realschulabschluss von der Schule ab. „Die fallen dadurch nicht ins Bodenlose. Manche wollen ohnehin eine Ausbildung machen“, sagte Höhme. Der Durchschnitt liegt in diesem Jahr bei 2,41. 21 Schüler haben eine Eins vor dem Komma.
Rebekka Richter hat in diesem Jahr als Einzige das Abi mit einem Durchschnitt von 1,0 abgelegt. Schule sei ihr immer schon leicht gefallen, erzählte sie. Sie hatte den Leistungskurs Biologie belegt. Die 18-Jährige aus Altenhof will erst einmal ein Jahr Pause einlegen - bei Praktika ins Leben schnuppern und auf Reisen gehen. „Ich würde danach gern Medizin in Dresden studieren”, sagt sie. Mit Notendurchschnitt 1,0 seien die Chancen nicht schlecht, angenommen zu werden. „Aber eine Garantie gibt es nicht.“ Am 21. Juni bekommen die Absolventen ihre Abi-Zeugnisse bei einer Feierstunde in der Stadtsporthalle überreicht. Am gleichen Tag wird das beim Abi-Ball im WelWel noch ausgiebig gefeiert.
Den sechs Tutoren der Leistungskurse wurde bei der Abi-Abschlussfete traditionell einiges abverlangt, was sie mit stoischer und belustigter Gelassenheit über sich ergehen ließen. Sie wurden im Anhänger mit dem Rasentraktor, auf einer Arbeitsplattform in vier Metern Höhe mit dem Radlader, in einer Kiste oder per Sänfte auf die Bühne gebracht. Sie mussten Gedichte rezitieren und per Stellvertreter einen Geschicklichkeitsparcours absolvieren. Sie traten bei einem „Tanz-Battle” mit Springseil und Ball gegeneinander an und maßen sich im Raten von Zitaten.
Für Kerstin Funke-Kühne, die den Leistungskur Biologie als Tutorin geleitet hatte, ist es der letzte große Auftritt gewesen. Sie geht zum Schuljahresende in den Ruhestand. Sie habe einen Teil der Abiturienten als Klassenlehrerin von der 5. Klasse an bis zum Abitur begleitet, sagte Schulleiter Michael Höhme. Als Lehrerin für Biologie und Chemie habe sie viele Jahre am Lessing-Gymnasium unterrichtet und federführend das Profil Naturwissenschaften für die 8., 9. und 10. Klassen etabliert. Ende des Schuljahres wird auch für Jörn Kühne, Lehrer für Mathematik und Geografie, die Zeit am Gymnasium zu Ende gehen. Der 66-Jährige hatte von 1981 bis zu ihrer Schließung 1992 an der Oberschule Kiebitz gearbeitet und sich dann als Lehrer am Döbelner Gymnasium beworben. Einige Jahre war er hier auch amtierender stellvertretender Schulleiter. Bis jetzt arbeite er bei der Stunden- und Vertretungsplanung mit. „Mir hat das Lehrerdasein immer Spaß gemacht. Ich bin bis 2019 auch immer gerne Klassenleiter gewesen.“
Mittlerweile habe er auch die Kinder seiner ersten Schüler unterrichtet. Im Ruhestand will Kühne die geografischen Landschaften bereisen, über die er in seinem Unterricht Wissen vermittelt hatte. „Dann auch mal in der Vor- oder Nachsaison, damit das Wetter passt.“
Ende September soll eine weitere Lehrerin in den Ruhestand gehen, sagte Höhme. Diese Abgänge an Personal seien schwer zu kompensieren, auch wenn zum Halbjahr drei Lehrer neu eingestellt wurden. „Wir haben eine Deutsch-Englisch-Stelle im Sommer nicht besetzen können“, so Höhme. Die Situation sei an anderen Schulen nicht besser. Von 70 ausgeschriebenen Stellen in der Region Chemnitz habe das Landesamt für Schule und Bildung nur 34 besetzen können.
In der personalintensiven Prüfungsphase hatten um die zehn Prozent der Unterrichtsstunden am Gymnasium ausfallen müssen, sagte Höhme. Unsicher sei noch, wie viele Lehrer im kommenden Schuljahr zur Verfügung stehen. Es gebe das Bestreben, den Lehrermangel gleichmäßiger zu verteilen. „Es gibt Schulen mit extremem Lehrermangel. Wir wissen noch nicht, ob wir Personal abgeben müssen. Es ist schwierig, das neue Schuljahr vorzubereiten, weil die Geschäftsgrundlage unklar ist“, sagte Höhme.
Döbelner Anzeiger
Jens Hoyer
12.06.2024
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