14.02. Englischunterricht einmal anders in Döbeln

Vier ehemalige US-Senatoren und eine Ex-Ministerin haben das Lessing-Gymnasium besucht. Was die früheren Politiker zu Parteien und Wahlen sagen und welche Unterschiede sie zu Deutschland sehen.

Englischunterricht der besonderen Art hat es am Mittwoch am Döbelner Lessing-Gymnasium gegeben. Nachdem in den Vorjahren mehrfach der amerikanische Konsul aus Leipzig zu Gast gewesen ist, besuchten diesmal gleich vier ehemalige US-Senatoren aus Indiana, Florida, Ohio, South Carolina sowie Secretary Donna Shalala die Schule. Letztere war unter anderem von 1993 bis 2001 Gesundheitsministerin der Clinton-Regierung und ist Trägerin der Presidential Medal of Freedom, der höchsten zivilen Auszeichnung der Vereinigten Staaten.

Während den Partnern der Politiker bei einem Rundgang von Schülern das Lessing-Gymnasium präsentiert wurde, diskutierten die Senatoren in der Aula mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe.

„Bei uns ist immer das Bemühen vorhanden, in der gelehrten Fremdsprache zu interagieren“, erklärte Schulleiter Michael Höhme die Diskussionsveranstaltung und fügte an: „Dabei sollte in diesem Fall der Englischunterricht nicht nur sprachlich, sondern auch mit landeskundlich interessanten Themen bereichert werden.“

Im Rahmen der transatlantischen Beziehungen haben die USA das Programm FMC aufgelegt, welches dazu beitragen soll, Wissenswertes zu vermitteln und die Beziehungen zwischen den Menschen beider Länder zu stärken. Die Fachschaft Englisch des Gymnasiums unter Leitung von Vivien Vetters sei in puncto den Unterricht erweiternder Aktivitäten sehr aktiv, lobte Michael Höhme und erklärte: „Die Vorbereitung und Moderation haben dabei die Schülerinnen und Schüler selbst in den Händen.“

Fünf ehemalige US-Politiker, darunter Secretary Donna Shalala, die unter anderem von 1993 bis 2001 Gesundheitsministerin der Clinton-Regierung war und Trägerin der Presidential Medal of Freedom ist, besuchten das Lessing-Gymnasium Döbeln. In einer angeregten Diskussion beantworteten sie die Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Lehrerin Susan Engler, die sich gemeinsam mit der gesamten Fachschaft Englisch federführend für dieses Projekt zeigte, erklärte, dass in den USA die Grundidee gewesen sei, mit ehemaligen Senatoren dafür zu werben, dass sich Menschen politisch mehr engagieren. „Dort gibt es ähnliche Probleme wie bei uns. Alle wollen, dass etwas gemacht wird, doch viele trauen sich nicht“, erklärte die Englischlehrerin und fügte an: „Deshalb sollen die, die mal in der Politik aktiv waren, im Dialog praktische Beispiele geben, was an Mitgestaltung möglich ist, auch wenn man kein politisches Amt hat.“ Ihre Kollegin Bärbel Kampe fügte an: „Da es ehemalige Senatoren sind, dürfen sie auch mal frei aus dem Nähkästchen plaudern, was aktive Politiker nicht können. Und das macht es super interessant für die Schüler, aber auch für uns.“

Und so entstand zwischen den drei Republikanern sowie zwei Demokraten und den Elft- und Zwölftklässlern der Leistungskurse Englisch eine angeregte Diskussion. Nicht zuletzt auch in Vorbereitung der mündlichen Abiturprüfungen. „Denn wann hat man schon mal die Möglichkeit, in dieser Form mit ‚Native Speakers‘ (Muttersprachlern) zu kommunizieren“, so Susan Engler.

Unter der Moderation von Kiana Kettner und Marvin Thieme entwickelte sich ein lockeres, abwechslungsreiches Gespräch zu vorwiegend landespolitischen Themen. Die Gymnasiasten nahmen dabei kein Blatt vor den Mund und stellten aus aktuellem Anlass nicht zuletzt Fragen zur Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Die Antworten dazu gestalteten sich allerdings weniger spezifisch als erwartet und wirkten eher ausweichend.

Daraus ergebend wurden der Weg in die Politik sowie das Parteien- und Wahlsystem in den USA thematisiert. So vertraten die ehemaligen Politiker einhellig die Meinung, dass die Zwei-Parteien-Politik der USA effizienter sei als die Koalitionspolitik in Deutschland. Zum Wahlsystem befragt, erklärte Donna Shalala sehr offen: „Wenn du die amerikanische Politik verstehen willst, musst du dem Geld folgen.“ Allerdings machten die ehemaligen Senatoren, die sich engagieren, um in Kontakt zu jungen Menschen und Leuten im US-Kongress zu bleiben, deutlich, dass ein Großteil der Amerikaner weiter an politische Bündnisse glaubt, die gestärkt werden müssen. An die Döbelner Gymnasiasten gerichtet, sagte die 84-Jährige: „Ihr werdet bessere Anführer sein als wir.“

Weiterhin lobte sie das Döbelner Gymnasium als bisher beste Station auf der Reise der Politiker durch den Osten Deutschlands und bedankte sich, dass sie hier sein durften. Die Schülerinnen und Schüler hätten sich sehr interessiert gezeigt, so die ehemalige Ministerin.

Aber auch Susan Engler freute sich nach der gelungenen Veranstaltung, dass es mit einer sehr informativen Abwechslung im Englischunterricht geklappt hat.

Bei den beiden Moderatoren, Kiana Kettner und Marvin Thieme, hatte sich die Aufregung übrigens schon im Verlauf der Diskussion gelegt. „Wir waren gut vorbereitet. Denn man hat im Leben nicht so oft die Möglichkeit, mit echten Kongressabgeordneten zu kommunizieren“, erklärte der Elftklässler, der bereits seit Jahren Filme und Nachrichten auf Englisch schaut und sich mit amerikanischer Politik beschäftigt. „Deshalb habe ich mich besonders gefreut, für die Aufgabe ausgewählt worden zu sein“, sagte er. Kiana Kettner stimmte dem voll zu. „Es war ein Erlebnis fürs Leben, eine großartige Gelegenheit für junge Menschen, mit amerikanischen Politikern auf Augenhöhe zu sprechen“, sagte sie.

Döbelner Anzeiger
Dirk Westphal und Mick Westphal
15.02.2025


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