24.12. Was dieser Spanierin in Döbeln gefällt

Isabel Zubeldía arbeitet im Lessing-Gymnasium. Wie sie Weihnachten in Deutschland erlebt.

Isabel Zubeldía liebt deutsche Weihnachtsmärkte und hat schon einige besucht. Die junge Spanierin arbeitet noch bis Ende Mai als Fremdsprachenassistentin für Spanisch am Lessing-Gymnasium. Zwölf Stunden in der Woche greift sie den Spanisch-Lehrern im Gymnasium als Muttersprachlerin unter die Arme. Da bleibt genug Zeit für anderes.

Zum Beispiel für Weihnachtsmärkte. Die gibt es nämlich in Spanien nicht - und auch nicht den Glühwein und die Würste, die sie liebt. Sie hat sich den Striezelmarkt in Dresden und den Weihnachtsmarkt in Zwickau angeschaut, wo sie sich mit anderen Fremdsprachenassistenten getroffen hatte.

Isabel Zubeldía ist Fremdsprachenassistentin für Spanisch am Lessing-Gymnasium in Döbeln. Sie erklärt, was der Unterschied ist zwischen Weihnachten in Deutschland und Spanien.

Die 23-Jährige fand den Weihnachtsmarkt in Chemnitz - wo sie wohnt - schöner als den in Berlin, der ihr zu groß ist. Das Weihnachtsgefühl in Deutschland, sagt sie, ist ein anderes als das in Spanien.

Ende vergangener Woche hat sich die Spanierin ins Flugzeug gesetzt, um heim zu den Eltern nach Granada düsen. Wo sie ein ganz anderes Weihnachten erlebt als in Sachsen. Schon wegen der Temperaturen am untersten Zipfel der iberischen Halbinsel. Neulich waren da 20 Grad. Viel weniger sollte es auch nicht werden, denn viele Gebäude haben keine Heizung, erzählt sie. „Ich freue mich auf das Wetter und meine Eltern.“

Ein Christkind oder einen Weihnachtsmann, die an Heiligabend die Geschenke bringen, gibt es in Spanien nicht. Die Familie trifft sich Heiligabend zum Abendessen. Das beginnt später als in Deutschland üblich, um 21 oder 22 Uhr, erzählt die Fremdsprachenassistentin.

Am 25. Dezember wird zusammen zu Mittag gegessen - gegen 15 oder 16 Uhr. Es gibt Fleisch, oft aber auch Fisch und Meeresfrüchte. Letztere vermisst die 23-Jährige in Deutschland, obwohl sie die hiesige Küche gut findet. Kartoffelsalat, Sauerkraut und natürlich die Bratwürste mag sie.

Der 6. Januar, der Dreikönigstag, ist das eigentliche Weihnachten in Spanien. Am Abend zuvor gibt es einen Umzug mit den Heiligen drei Königen. Die bringen auch die Geschenke, die die Kinder am 6. Januar erhalten. An diesem Tag wird traditionell Roscón gegessen, ein Gebäck mit Sahne.

In dem Kuchen sind eine Bohne und ein kleiner König versteckt. Wer den König erwischt, bekommt eine Krone aufgesetzt, erzählt Isabel Zubeldía. „Wer die Bohne findet, der muss den Roscón bezahlen“, erzählt die Spanierin.

In Spanien seien die Leute zu Weihnachten gerne draußen unterwegs. Und die Weihnachtslieder orientieren sich am Flamenco. Einen ungewöhnlichen Brauch pflegen die Spanier zum Jahreswechsel. In den letzten zwölf Sekunden des neuen Jahres versuchen sie, zwölf Weintrauben zu essen. Eine pro Sekunde. „Ich schaffe das nicht“, sagt Isabel Zubeldía. Manche, die es versuchen, landen im Krankenhaus.

Die Studentin ist nicht zum ersten Mal in Deutschland. Ein Jahr lang hatte sie über das Erasmus-Programm im Saarland studiert, erzählt sie. „Das war aber in der Covid-Zeit und ist deshalb für mein Deutsch nicht so gut gewesen.“

Vor ihrem Studium als Übersetzerin habe sie mit der deutschen Sprache noch nichts zu tun gehabt. „Ich konnte noch kein Deutsch. In der Schule hatten wir Englisch, Französisch und Latein.“ Die Herausforderung habe sie gereizt. „Englisch können alle. Ich wollte etwas Spezielles machen. Es war aber hart.“ Unter anderem sei der Satzbau im Deutschen ein anderer. „Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.“

In ihrer Zeit im Saarland habe sie den Süden Deutschlands erkundet. Jetzt sei der Norden dran, erzählt die Spanierin. Sie hatte Rostock und Lübeck besucht und fand die Insel Rügen beeindruckend. „Ich möchte noch nach Hamburg.“

Auch in Sachsen war sie unterwegs, hat Leipzig und Dresden gesehen und war in der Sächsischen Schweiz wandern. „Ich will noch mehr von Sachsen sehen und wandern gehen.“ Auch Meißen stehe noch auf ihrer Liste.

Im Vergleich zu Spanien seien in Deutschland die Verbindungen mit dem Zug sehr gut. „In Spanien fahren wir vor allem mit dem Bus.“ Auch in Prag war die 23-Jährige gewesen. Eine Erkenntnis, die sie von dort mitbrachte: Die Bratwürste in Deutschland sind besser.

Die junge Spanierin hilft im Lessing-Gymnasium in Spanisch-Unterricht, erzählt etwas über Land und Leute und zu Weihnachten auch über die spanischen Traditionen.

Das Gymnasium bietet Spanisch seit Jahren als dritte Fremdsprache ab der 8. Klasse an, sagt Spanischlehrerin Elisa Schubert. Pro Jahrgangsstufe wird eine Klasse gebildet. Derzeit unterrichtet drei Lehrer und eine Referendarin an der Schule Spanisch.

Döbelner Anzeiger
Jens Hoyer
24.12.2024