23.12. Zwei „Eigengewächse“ gehen in den Ruhestand
Angela Wießner und Heiko Funke haben das Lessing-Gymnasium selbst besucht - und dort lange unterrichtet
Angela Wießner und Heiko Funke sind im gleichen Jahrgang zur Schule gegangen und haben 1980 gemeinsam das Abitur abgelegt. Jetzt gehen die beiden zusammen in Rente. Am Freitag war ihr letzter Arbeitstag. Es war ein Abgang mit viel Lob und der einen oder anderen verdrückten Träne.
Zum Abschluss gab es einen kleinen Empfang mit aktuellen und ehemaligen Kollege. Schulleiter Michael Höhme nannte Michael Funke ein „Eigengewächs.“ 1980 hatte er zusammen mit Angela Wießner sein Abi an der damaligen erweiterten Lessing-Oberschule abgelegt. Nach Studium in Halle und dreijährigen Ausflug an die Geschwister-Scholl-Schule in Roßwein hatte er seit 1990, also reichlich 34 Jahre lang, am Lessing-Gymnasium Geografie und Sport unterrichtet. „Heiko Funke steht für eine blühende Kultur des Sports an unserer Schule“, sagte Höhme. Hallenfußballturniere habe er mit ausgerichtet, Schüler seien beim Bundesfinale in Judo gewesen. Der Ballathon und andere sportliche Veranstaltungen waren von Funke mit organisiert worden.
„Das Lessing-Gymnasium ist eine von sieben sportfreundlichen Schulen in Sachsen. Das ist nicht vom Himmel gefallen“, sagte Höhme. Funke selbst nannte das Schwimmfest der Schule, das zweimal ausgerichtet wurde, sein Meisterstück. Legendär ist Funke in Insiderkreisen offenbar auch für eine andere Leistung. In einem Jahr hatte er 55 Schüler mündlich in Geografie geprüft, was auch 55 Prüfungsthemen bedeutete. „Das ist eine Riesenleistung“, sagte Höhme.
Eine Leistung, an die sich Funke aber mit Grausen erinnert. „Das ging von 9 bis 18 Uhr. Wie ich das überstanden habe, weiß ich bis heute nicht“, sagte der Geografielehrer. Für Michael Höhme ist das aber auch ein Hinweis zum Stellenwert, den Funke bei den Schülern eingenommen hat: „Wenn sich Zwölftklässler für ein bestimmtes Prüfungsfach entscheiden, ist das auch ein Zeichen für das Vertrauen, das sich ein Lehrer erworben oder nicht erworben hat.“
Angela Wießner ist Lehrerin für Englisch und Deutsch, hatte am Lessing-Gymnasium aber eigentlich nur die englische Sprache unterrichtet, wie sie erzählt. Zu DDR einen Studienplatz für Englisch zu ergattern, sei sehr schwer gewesen. „Wir waren 20 Leute in meinem Studienjahrgang“, erinnert sie sich. Nach dem Studium in Halle hatte sie ab 1984 an der Körnerplatzschule unterrichtet, war dann für sechs Jahre nach Berlin gegangen, um 1992 wieder an ihrer „eigenen“ Schule, ans Lessing-Gymnasium, zurückzukehren. „Es war eine sehr schöne Zeit hier. Wir haben das Beste daraus gemacht“, sagte sie sichtlich gerührt. Eine neue Zeit brauche aber auch neue Lehrer.
Für den stellvertretenden Schulleiter Tommy Greim ist sie ein „Fels in der Brandung“ gewesen. „Sie hat nicht nur Wissen, sondern Werte vermittelt. Sie hat den Schülern das Gefühl gegeben, dass sie für sie da ist, aber auch, dass sie etwas leisten müssen.“
Als Schülerin sei Angela Wießner nicht immer brav gewesen, sagte Greim und erinnerte an eine überlieferte Anekdote aus ihrer Schulzeit. Als sie einmal vor dem Physikunterricht nach dem Sinn eines Brettes auf dem Lehrertisch fragte, hatte sie eine flapsige Antwort des Lehrers bekommen. „Er sagte: Schmeißen Sie es aus dem Fenster. Das habe ich dann auch getan“, erzählte Angela Weißner lachend. Das Brett habe nur knapp den neuen Saporoshez eines Lehrers verfehlt.
In ihrem Ruhestand will sich die 63-Jährige jetzt mehr um ihre fünf Enkel kümmern. Und um die vielen Bücher, die sie zu Hause im Regal stehen hat. „Ich denke, dass ich mich nach einer ehrenamtlichen Arbeit umsehen werden. Vorlesepate könnte ich mir vorstellen.“
Auch Heiko Funke denkt im beruflichen Ruhestand nicht ans Ausruhen. Er will sportlich aktiv bleiben. In der Volleyballmannschaft des Gymnasiums, als Fußballer in seinem Verein Fortuna Gallschütz. Und außerdem als Trainer bei ML Sports. Seine Frau gehe im kommenden Jahr in den Ruhestand. Dann sei auch reisen angesagt. Nicht zuletzt auch zu den Töchtern, die in Thüringen und der Schweiz leben.
Döbelner Anzeiger
Jens Hoyer
23.12.2024