Rechnen auf Linien ist ein Rechenverfahren, was Adam Ries in seiner Rechenschule in Erfurt ausführlich aufschrieb und den Schülern vermittelte.
Das in Indien erfundene abstrakte schriftliche Rechnen, was heute in den Schulen gelehrt wird, war im Mittelalter in Europa noch ungebräuchlich. Stattdessen erlangte das Rechnen auf Linien im täglichen Warenverkauf für Händler und in Ämtern bis ins 18. Jahrhundert hohe Popularität. In einigen asiatischen Völkern wird es heute noch verwendet.
Beim Rechnen auf Linien werden auf einem Tuch, Tisch, Brett oder einer Bank parallele horizontale Linien gemalt oder geritzt. Die Linien dienen zum Kennzeichnen der Einer, Zehner, Hunderter usw. (von unten nach oben). Die Tausenderlinie wird mit einem X gekennzeichnet. Der Zwischenraum (Spatium) zwischen zwei Linien hat jeweils den fünffachen Wert der darunter liegenden beziehungsweise den halben Wert der darüber liegenden Linie, also fünf, fünfzig oder fünfhundert. Dies entspricht den Abstufungen in der römischen Zahlschrift.